Sie schneiden Salate in Hotelrestaurants, arbeiten schwarz oder gar nicht. Wo liegen die Fallstricke, die die Integration der Ukrainer erschweren? Hier berichten sie.
Angriffskriegs hatten Ukraine-Flüchtlinge in Deutschland lediglich Anspruch auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Die EU-Staaten entschieden jedoch, die sogenannte Massenzustromrichtlinie zu aktivieren. Was bedeutete, dass Ukrainerinnen und Ukrainer ohne Einzelfallprüfung einen Aufenthaltsstatus bekommen.
Laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit bezogen im Februar gut 720.000 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit Bürgergeld. Davon waren knapp 220.000 nicht erwerbsfähig, also zum Beispiel Kinder, und gut 500.000 erwerbsfähig. Meine Schwester Samira ist Friseurin und lebt schon seit langem in Berlin. Sie unterstützt unsere Familie finanziell, ich kümmere mich um unsere Eltern. Ich habe mit der Mutter in Kyjiw gelebt und mich auch um unseren Vater gekümmert, der in Zhytomyr lebte und zwei Jahre vor Kriegsbeginn starb. Das war meine Hauptpflicht, oder mit anderen Worten, meine Arbeit.
In der Hotelküche habe ich aber endlich angefangen, Deutsch zu verstehen und mich zu verständigen. Bislang bin ich in Teilzeit beschäftigt, 18 Stunden pro Woche. Aber ich fühle die Kraft und den Wunsch, in Zukunft Vollzeit zu arbeiten.Meine letzte Stelle in der Ukraine war bei einer Stiftung, die auch in Deutschland bekannt ist: die Open Society Foundation. Ich leitete die ostukrainische Zweigstelle.
Im Jobcenter wurden mir Stellen als Automobilverkäuferin und Bürokraft angeboten. Um ehrlich zu sein, halte ich mein Deutsch noch nicht für gut genug für solche Jobs. Aber ich habe mich auf alle Stellen beworben, die das Jobcenter mir angeboten hat. Ich habe mehr als 20 Bewerbungen eingereicht, aber leider keine einzige positive Antwort erhalten.
In der Ukraine, mit meinen Diplomen, hatte ich viel mehr Beschäftigungsmöglichkeiten. Ich habe nicht nur für internationale Organisationen gearbeitet, sondern auch als Bibliothekarin, als Leiterin eines Kinderclubs, als Managerin, als Englischlehrerin an einer Universität. Der deutsche Arbeitsmarkt funktioniert aber ganz anders.
Ich bin ausgebildete Erzieherin und theoretisch könnte ich hier als Helferin in einem Kindergarten arbeiten. Aber er bietet mir nicht einmal eine Stelle an, weil mein Deutsch dafür nicht gut genug wäre. Ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll.Seit vier Monaten arbeite ich in einem Minijob, acht Stunden pro Woche. Ich räume Waren in die Regale ein, bevor der Laden öffnet. Und nach Dienstschluss mache ich Maniküre zu Hause.
Daher hatte ich nicht vor, mein Wirtschaftsdiplom anerkennen zu lassen. Mir ist klar, dass dies unrealistisch wäre. Allerdings wollte ich auch keine unqualifizierte physische Arbeit verrichten. Deshalb habe ich das Arbeitsangebot von meinem Jobcenter-Berater zunächst nicht mit Begeisterung angenommen. Aber ich hatte keine andere Wahl: Nachdem ich meinen Deutschkurs abgeschlossen hatte, hat er mir klar gemacht, dass es Zeit sei, mich in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren.
Das erste Vorstellungsgespräch in der Uni-Klinik verlief gut, ich wurde jedoch wegen mangelnder Erfahrung abgelehnt. Ich setzte dann meine Suche fort. Jede Klinik hat eine Karriererubrik auf ihrer Webseite, und ich bewarb mich überall, wo es freie Stellen gab. Vier von fünf Versuche sind auch gescheitert, aber schließlich fand ich eine Arbeit als Krankenpflegehelferin.
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