Bis zum Kriegsbeginn lebte unsere Autorin in Berlin. Seitdem berichtet sie für die taz aus der Ukraine. Nun ist sie zurück. Mit welchem Gefühl?
Solidarität mit der Ukraine zeigt sich in Berlin an den verschiedensten Orten Foto: Christoph Söder/dpa
Jetzt blühen auf meinem Balkon schon die ersten Blumen, die ich im Herbst gepflanzt hatte. Aber ich weiß nicht mehr genau, wo die Handtücher liegen, wo die Teelöffel sind, wie man den Herd einschaltet. In den zwei Monaten in Kyjiw hatte ich mehrfach die Wohnung gewechselt und so versucht, mich vor den Angriffen der russischen Armee in Sicherheit zu bringen.
Die russische Rakete war genau in ihrer Wohnung eingeschlagen, in die sie erst ein paar Tage zuvor aus der Westukraine zurückgekehrt war. Aber das Schlimmste war, dass die russische Propaganda behauptete, die Rakete habe eine militärische Anlage getroffen …. Ich bin in Berlin, aber ich spüre nicht die Realität dieser Stadt. In meinem Kopf schwirren nur die Nachrichten aus der Ukraine herum.
Im Gebiet um Kyjiw haben russische Soldaten auf alle von ihnen zerstörten Autos, auf jedes Gebäude, jeden Laden, auf Schulen, Kindergärten, Zäune und sogar auf die Häuser friedlicher Menschen diese Zeichen gemalt. Hinter einem dieser Zäune an einem Haus in Butscha habe ich eine erschossene Familie gesehen. Und auch auf einem zerschossenen Evakuierungsauto mit der Aufschrift „Kinder“ haben Russen in Irpin ein „V“ geschmiert.
Seitdem ist unsere Freundschaft mit jedem Jahr stärker geworden: Sie hat mich eingeladen, bei einer Veranstaltung mit ihren Studierenden zu sprechen, und ich habe sie um akademischen Rat gebeten. Wir sind zusammen tanzen gegangen und ich habe ihr gezeigt, wie man ukrainischen Borschtsch kocht. Wir waren uns immer einig in unserem Urteil über Putins Ukraine-Politik. Deshalb waren wir uns so nahe, trotz unserer unterschiedlichen Herkunft.
Wie die Mehrheit der Ukrainer habe auch ich beschlossen, absolut alles, was mit Russland und den Russen zu tun hat, aus meinem Leben zu verbannen. Ich verspüre keinen Hass. Aber ich komme einfach nicht über den Schmerz hinweg, den sie uns zugefügt haben. Die Freundschaft mit meiner Berliner Freundin, einer Russin, werde ich nicht beenden, weil ich weiß, dass sie meinen Schmerz teilt, wie niemand sonst.
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