Die neue Organisationsstruktur des RTL-Konzerns ist kompliziert. Und zeigt Top-down-Strukturen, bei denen Journalist*innen nicht das letzte Wort haben.
„Um die volle Kraft des Sterns zu entwickeln, braucht es einen ganzheitlichen Ansatz als journalistische Marke“ – mit diesen Worten kündigte im Juni vergangenen Jahrs das damalige Chefredakteur*innen-Duo Florian Gless und Anna-Beeke Gretemeier eine neue Redaktionsstruktur an.
Das gedruckte Magazin ist im erwähnten Bereich „Reportage, Dokumentation & Investigativ“ untergebracht, stern.de dagegen bei „Nachrichten & Gesellschaft“ . Der Strukturneubau bringt es zum Beispiel mit sich, dass Gregor Peter Schmitz, der neue Vorsitzende der Stern-Chefredaktion, keine Entscheidungsgewalt bei stern.de hat. Dass die Zeit der „Gesamtmarken“ vorbei zu sein scheint, gilt nicht nur für die alten G+J-Titel. Auch der Sender n-tv und die Website ntv.
Dass stern.de bei „Nachrichten & Gesellschaft“ eingruppiert wurde, erklärt RTL damit, dass eine stärkere Zusammenarbeit der Hamburger mit RTL.de und vor allem ntv.de gewünscht wird. „Wir sind digital sehr stark, ohne dass wir aus drei Angeboten eines machen“, sagt Thomsen. Im Einsatz sind hier gleich drei Teams, die unter einen Hut gebracht werden müssen: eines bei der Produktionsfirma I&U, die mittelbar mehrheitlich der bei Springer mitregierenden Investmentgesellschaft KKR gehört, eines direkt beim Sender und schließlich Redakteure der Zeitschrift Stern in Hamburg.
Die Redewendung „x berichtet an y“ ist zur Beschreibung von Hierarchien in den Medien längst nicht mehr neu. Sie wirkt aber dennoch ein bisschen aberwitzig, wenn man bedenkt, dass bei Gruner + Jahr einst Alphajournalisten wie Manfred Bissinger, Hermann Schreiber oder Michael Jürgs als Chefredakteure amtierten. Vermutlich hätten die zu ihrer Zeit gesagt: „Ich berichte nicht an Geschäftsführer, ich berichte in meiner Zeitschrift.