Star-Autorin Olga Grjasnowa verließ Berlin: Fäkalien in der S-Bahn und Makler, die nicht zurückrufen

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Berlin war die erste Stadt, in der die Schriftstellerin Olga Grjasnowa bleiben wollte. Sie wohnte an der Sonnenallee in Neukölln. Warum sie trotzdem nach Wien zog.

Als wir uns kürzlich trafen, erwähnten Sie, dass Sie keine größere Wohnung in Berlin finden würden. War das auch ein Grund dafür, nach Wien zu ziehen?

Auf jeden Fall. Und ich würde jetzt nicht sagen, dass wir prekär aufgestellt sind, aber egal, wo ich mich beworben habe, ich wurde nicht mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Es gibt in der Größe, in der ich suche, auf dem Markt nichts unter 4000 Euro. Aber ehrlich gesagt, scheint es in Berlin in keinem Segment außer „Luxus“ etwas zu geben. Und die Fäkalien in der S-Bahn waren irgendwann auch genug.

Über Ihren 2014 erschienenen Roman „Die juristische Unschärfe einer Ehe“, in dem drei junge Menschen in Berlin neu anfangen wollen, sagten Sie, die Geschichte sei nur in Berlin möglich, weil die Stadt diese besondere Ausstrahlung habe, sie liberal, international und verhältnismäßig günstig sei. In der Zeit, in der ich das Buch geschrieben habe, war es auch noch halbwegs in Ordnung. Aber jetzt kann man sich Berlin nur noch leisten, wenn man einen alten Mietvertrag hat oder ein Erbe im Rücken. Ein großes Erbe, um hier entspannt leben zu können.Was bedeutet das für Berlin?Gentrifizierung

nennt, bedeutet, dass es das, was Berlin groß gemacht hat, nicht mehr gibt. Nämlich dass Kunstexperimente hier stattfinden konnten, dass man als Künstler die Miete zahlen konnte, ohne eine Vollzeitstelle zu brauchen. Vieles war möglich, das sehe ich heute nicht mehr. Die alteingesessene Bevölkerung wird verdrängt, zum Teil mit fast kriminellen Methoden. Und das hat die Stimmung in der Stadt verändert. Berlin ist viel aggressiver geworden.

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