Sie bewegt sich an der Schnittstelle zur Botanik, ergründet das Wesen der Pflanzen, und macht Kunst. Kathrin Linkersdorffs Fotos zeigen das, was dem bloßen Auge verborgen bleibt und nur über das Medium Fotografie sichtbar wird: Momente des organischen Verfallsprozesses von Pflanzen, filigran und fantastisch.
Monate, vielleicht Jahre hat es gedauert, bis diese Blumen zu Fotomodellen wurden. Fragile Geschöpfe, Feen-gleich - kreiert in Kathrin Linkersdorffs Berliner Atelier, einem Versuchslabor für Blumen. Ihr Blick auf Pflanzen hat sich verändert, sagt sie. "Eigentlich denke ich immer darüber nach. Was mache ich damit? Es ist für mich nicht mehr eine normale Blume. Es ist immer gleich ein Versuchsobjekt.
Die meisten Blüten überleben diese"Behandlung" nicht, zerbrechen daran. Wenige verwandeln sich in reine Poesie: blasse, hauchzarte Wesen, exakt nach der Vorstellung von Linkersdorff. Die fotografiert sie. Auf Teststreifen kontrolliert sie die Schärfe der Strukturen. Jede Farbnuance muss stimmen, bis ins letzte Pigment. "Für mich sind die Pigmente ja eigentlich immer so eine Jagd nach Leben.
Wenn die Künstlerin ihre Objekte in Tinte tränkt, kommt der Zufall ins Spiel."Diese farbige Tinte hat sich hier wieder auskristallisiert oder verklumpt. Das sieht man hier im Bild. Das sind kleine Pünktchen. Und erst dachte ich, dass das ein Fehler ist. Aber die Serie heißt ja 'Fairies' und jemand sagte mir, das ist der Feenstaub dazu." Ein magisches Spiel. Bilder wie Aquarelle, schwebend zwischen Fotografie und Malerei.
Ihren Durchbruch als Künstlerin hat der Vater nicht mehr erlebt. Kathrin Linkersdorff hat gerade zwei große Ausstellungen: in New York und in Hamburg, in den Deichtorhallen. Dafür hat sie allerlei Pflanzen bearbeitet: Obst, Gemüse, Samen. Sie taucht sehr dunkle, getrocknete Samenstände in ihre spezielle Flüssigkeit."Die dunklen Pigmente soll es rauslösen. Und das dauert natürlich eher Wochen als Tage" betont sie.
Wie nun aus diesen Farbspielen Kunst wurde - wie Kathrin Linkersdorff sie fotografisch inszeniert hat, war ein langer Prozess. Ein Geheimnis, das jetzt in denDeichtorhallen: Zeitgenössische Kunst und FotografieBianca Hauda serviert Kunstwissen in kleinen Happen: Porträts von Künstler*innen, deren Bilder und Werke in deutschen Museen zu sehen sind.
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