Mit Rechten reden und gleichzeitig Geschichten von Geflüchteten auf die Bühne bringen? Über Georg Genoux' Versuch, Menschen in Sachsen zu vereinen.
Sabine Seifert 7.1.2022, 12:55 Uhr
Aufhorchen ließen ihn aber auch Stimmen, die von beschädigten Biografien sprachen. Von Enttäuschung, Wut und Trotz, die in Ablehnung und Hass münden können. Wie hängt das zusammen, wollte der Theatermacher wissen.
Vier mittelgroße Tische füllen an diesem Novemberabend den Kneipenraum des Hagenwerder „Treff“, 25 bis 30 Leute sind gekommen. Die Kontaktdaten werden aufgenommen, Impfen und Schimpfen sind an diesem Abend kein Thema, Maske trägt niemand. Die Wirtsleute Frank und Simone schaffen große Platten mit belegten Brötchen heran. An dem großen Tisch im Hinterzimmer sammeln sich im Lauf des Abends zwei Flaschen Eierlikör, Biergläser und Teller mit Hackbraten.
„Fährst du wieder nach Dunkeldeutschland?“, würden ihn seine Freunde manchmal fragen. „Mich widert diese Arroganz an“, sagt Genoux: „Das darfst du gern schreiben! Ich werde angefeindet, weil ich bereit bin mit Menschen zu reden, die rassistisch denken.“ Ihm geht es darum, Menschen zum Reden zu bringen, um nachzuvollziehen, wie es dazu kommt, dass sie so denken. „Statt zu verurteilen, müssen wir den Dialog suchen“, sagt Genoux. „Die Politik kriegt das nicht hin.
Der Theatermacher Georg Genoux fühlt sich in Moskau mehr zu Hause als in Berlin Foto: Foto: Anton Yaremchuk Auf Deutschland lässt Alkhabbaz sich ein, auch in ihrer Heimat war sie allein. Über sich selbst sagt sie: „Ich bin eine gläubige Muslimin ohne Kopftuch. Ich trage die Religion im Herzen.“ In der Kneipe von Hagenwerder nippt sie, die nie Alkohol trinkt, am Eierlikör und spricht vor, wie man auf Arabisch prostet. Um zu zeigen: „Hey, ich mache einen Schritt auf euch zu.
Die längeren Aufenthalte in Sachsen haben auch ihn geprägt. „Ich habe meine Meinung geändert“, sagt er. „Das Hauptproblem ist nicht die Fremdenfeindlichkeit, das wird sich mit der Zeit geben. Das Hauptproblem ist, und das ist gefährlich, dass die Menschen die BRD nicht als ihren Staat anerkennen. Und das betrifft unglaublich viele. Die Bundesregierung hat diese Leute verloren. Sie fühlen sich annektiert und sind nicht angekommen im demokratischen System.
Es sei geheuchelt, auf der Bühne einen auf Verständigung zu machen, sagt ein Mann, der seinen Namen nicht nennen will. Über die Geflüchteten schimpfen, die jetzt alle wieder über die Grenze kämen, und dann auf der Bühne gemeinsam Lieder singen – „das geht gar nicht“, sagt er. Findet er das naiv? – „Nein, falsch. Wenn ihr raus seid, reden die doch ganz anders.“ Lilean Alkhabbaz hat inzwischen den Zug nach Dresden genommen.
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