Papst Franziskus wird zu einem Besuch in Kanada erwartet, in dessen Mittelpunkt eine Aufarbeitung des Missbrauchs von Indigenen in Internaten und der Kontakt mit Betroffenen stehen soll. Der Vatikan spricht von einer „Pilgerfahrt der Buße“.
Franziskus twitterte, er hoffe, dass sein Besuch zur bereits begonnenen"Reise der Versöhnung" beitragen möge. Vor rund einem Jahr war bekannt geworden, dass Kinder indigener Bevölkerungsgruppen systematisch missbraucht und ermordet wurden. Dies geschah in eigens dafür geschaffenen Internaten, deren Trägerin die katholische Kirche war. Mehr als 150.000 indigene Kinder mussten die Internate besuchen.
Seit dem vergangenen Jahr wurden in der Nähe solcher Einrichtungen mehr als 1.300 anonyme Gräber gefunden. Eine nationale Versöhnungskommission in Kanada geht von Tausenden Opfern aus und spricht von"kulturellem Völkermord".Der Papst will auf seiner sechstägigen Reise Vertreter der Indigenen treffen. Eine Delegation der First Nations, Inuit und Métis war bereits im März im Vatikan gewesen, wo der Papst sie um Vergebung bat.
Vertreter der Opferfamilien betonen etwa, dass die Entschuldigung des Papstes nur ein Anfang sein könne. Fragen der Entschädigung etwa seien noch nicht geklärt, ebenso wenig wie die Frage, ob Namen der Geistlichen und ehemaligen Angestellten herausgegeben würden. Einige Betroffene gehen noch einen Schritt weiter und sprechen von einem cleveren Schritt, um das Image der katholischen Kirche aufzupolieren.
Die kanadische Historikerin Crystal Fraser betrachtet den Besuch des Papstes als Chance. Er sei eine Gelegenheit, weiter an der Heilung der Indigenen von den Folgen des kolonialen Traumas zu arbeiten. Juristisch aufgearbeitet sind die Fälle nur sehr unvollständig. In den 1990er Jahren ermittelte die Polizei von Ontario nach Hinweisen von Betroffenen. Fünf Angestellte eines Internats wurden nach Informationen des ZDF zu kurzen Haftstrafen verurteilt, meist auf Bewährung. Ein kirchlicher Würdenträger sei nicht darunter.Entdecken Sie den Deutschlandfunk
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