Lauter Exzentriker: Unsere Kolumnistin nadiapantel fragt sich, warum die französische Präsidentschaftskandidatin Valérie Pécresse von einem Fettnäpfchen ins andere tritt. Dabei fällt ihr ein früherer gefürchteter Chef ein. Kolumne LaBoum
Der Vorteil, wenn man nicht berühmt ist: Man kann sich arg vertun, ohne dass es allzu viele Leute mitbekommen. Ich lebe zum Beispiel in der komfortablen Situation, hier nicht hinschreiben zu müssen, was ich vergangene Woche alles verbockt habe. Bei Valérie Pécresse ist das anders. Seit Pécresse Präsidentschaftskandidatin für Frankreichs Républicains ist, schauen alle sehr genau, wann und wie sie sich vertut.
Vergangene Woche wurde Pécresse gefragt, wen sie sich denn in ihrer Regierung vorstellen würde. Sie sagte: Leïla Slimani , Pierre de Villiers , Teddy Riner . Kurz darauf wurde es unangenehm. Der Bruder von Pierre de Villiers, Philippe de Villiers, ist ein erzreaktionärer Knochen und macht für den Rechtsextremen Éric Zemmour Wahlkampf.
Dieser Chef hatte unter anderem mal eine Kaffeekanne voll Entkalker getrunken, weil er sich angewöhnt hatte, Kaffee direkt aus der Gemeinschaftskanne in sich reinzuschütten. In seiner Gier kriegte er dann nicht mit, dass die Kanne gerade gereinigt wurde. Auch in diesem Fall war also jemandem egal, ob er noch als minimal zivilisiert galt oder nicht. Nur ist es eben viel unsympathischer, wenn sich der Chef wie ein Freak verhält, als wenn es die Praktikantin tut.
Mit einer Kollegin haben wir uns dann das Konzept der"statusunabhängigen Exzentrik" überlegt. Es sieht vor, sich zart, aber entschieden danebenzubenehmen, obwohl man noch viel zu verlieren hat. Nachdem sie von Autorin, Armeechef und Judoka eine Abfuhr bekommen hatte, sagte Pécresse, sie habe auf die Frage nach ihrer Wunschregierung geantwortet"wie auf den Fragebogen von Marcel Proust". Also in literarischem Freestyle-Modus.