Trotz aller Anstrengungen steigt die Zahl der Bestechungsfälle in Deutschland. Ein Prozess in Frankfurt zeigt, wie sogar staatliche Korruptionsbekämpfer käuflich werden.
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„Ich war so baff“, sagt Thomas M., „dass ich das erstmal hingenommen habe“. Er erinnere sich noch, dass ihm ein Euro niedrig vorgekommen sei für ein Bestechungsgeld und dass ihm B. daraufhin erklärt habe, dass er niemanden ausquetschen wolle „wie eine Zitrone“.Es ist ein einzigartiger Fall, der zurzeit am Landgericht Frankfurt am Main verhandelt wird: Alexander B. ist wegen gewerbsmäßiger Bestechlichkeit in 101 Fällen, schwerer Untreue und Steuerhinterziehung angeklagt.
7433 Fälle hat das Bundeskriminalamt im aktuellen „Bundeslage-Bild Korruption“ verzeichnet. 1089 Beschuldigte, die sich schmieren ließen, haben dabei zusammengerechnet 48 Millionen Euro eingestrichen – teilweise in bar, teilweise als Sachleistungen, die vom Tablet-Computer über eine neue Küche bis zur Eigentumswohnung reichten.
Der Prozess in Frankfurt bietet seltene Einblicke in eine Straftat, die naturgemäß klammheimlich geschieht. Nicht nur Thomas M. ist geständig, sondern auch der Angeklagte Alexander B.Sylvia Schenk, Transparency International Alexander B. hat seine Version mit der Schreibmaschine getippt, 18 sorgfältig formulierte Seiten, die er im Prozess vorliest. Dabei gewährt er, der auf seine Fassade offenbar immer so großen Wert gelegt hat, einen Blick in sein Privatleben.Seine ersten beiden Lebensjahre verbrachte er im Heim. Seine Mutter hatte ihn dort hingegeben, weil die Eltern noch studierten. Der Vater war Alkoholiker und hat ihn später sexuell missbraucht.
Außerdem kaufte er eine Wohnung für ihren Sohn, später eine weitere für sich selbst. Denn er wollte sich von der Lebensgefährtin trennen, die inzwischen eine schwere Depression entwickelt hatte. Statistisch gesehen, war seine damalige Unbesorgtheit berechtigt. Dem aktuellen „Bundeslage-Bild Korruption“ des BKA zufolge stammen nur 0,4 Prozent der Hinweise von Geschäftspartnern, die zu Bestechungszahlungen aufgefordert worden waren.
Es ist typisch, dass eine Ehefrau oder Lebensgefährtin den Partner anzeigt, wenn eine Beziehung kaputtgeht.Über Jahre haben sich die beiden Männer alle drei Monate zum Spazierengehen verabredet. Bei der Gelegenheit hat Thomas M. den Geldumschlag überreicht. Er habe eine gewisse Erleichterung empfunden, sagt er im Prozess, den Oberstaatsanwalt, den er zuvor oft als aufbrausend erlebt hatte, durch seine Zahlungen befriedet zu haben.
Letztlich sind die Strafverfolgungsbehörden auf Hinweisgeber angewiesen. In der Hälfte der Fälle stammen sie aus dem Arbeitsumfeld.
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